Dransfelder Hasenmilch


Die Dransfelder Hasenjagd

Kinder, Leute kommt und hört,
alte Sagen sind was wert.
Über Dransfeld wird gesagt:
Einst ging's hier zur Hasenjagd.
Und ein Hase groß und zahm
Ließ sich melken – wundersam.
Die Geschicht' ward nie vergessen,
auch nicht die vom Eselessen:
Göttinger man nunmehr neckte,
weil der Braten ihnen schmeckte
von dem Hasen, das ist klar,
der - auf Ehr - ein Esel war.

Apotheker August Balhorn
Dransfeld, 1905

1492 kommt es zur Verleihung des „Jagdrechtes auf Hasen", für die Dransfelder ein bis in die heutige Zeit bedeutungsvoll gebliebenes Ereignis.

So ist zu lesen: „Er (Herzog Wilhelm) hat ihnen (den Dransfeldern) den Willen getan ... dat se in öhrer Feldmarkede un öhren eigen holtern Hasen jagen mögen, ut bescheiden unse jagt un mit Winden; de jagt wir vor uns sülwest behalden wollen."

Da unsere Gäste und Neubürger sehr oft keine Auskunft darüber geben können, bzw. mit der Bezeichnung „Dransfelder Hasenmelker" wenig anzufangen wissen, soll hier in Kurzfassung das Kapitel behandelt werden.

Der Bürgermeister Georg Grünewald hat um 1660 mit 556 Reimen die plattdeutsche Geschichte der Dransfelder Hasenjagd aufgezeichnet, unter der Bezeichnung: „Histohrge von den Hasenmelkers un Asinus-Freters, vertelt von Georg Grünewald". 1835 ist diese plattdeutsche Darstellung von Carolus Nordhusanus, Sondershausen, ins Hochdeutsche übersetzt worden. Der Verfasser hatte das Ereignis willkürlich in das Jahr 1305 zurückverlegt, während das Recht aber erst 1492 von Wilhelm den Jüngeren erteilt worden ist, wie in der „Geschichte der Stadt Dransfeld" von Pastor Gieseke zu lesen und von Joachim Jünemann bestätigt worden ist.

Der Schmiedermeister Karl Ludewig hat aus diesen Aufzeichnungen und den plattdeutschen Versen ein Festspiel zur Aufführung daraus umgeschrieben. Die erste Aufführung fand auf der Freilichtbühne am Hohen Hagen 1924 statt. Seit dieser Zeit wird bei jedem größeren Heimatfest, besonders aber bei dem alle 25 Jahre hier gefeierten Grenzbierfest die „Hasenmelker" aufgeführt - in den letzten 30 Jahren von Mitgliedern der Dransfelder Feuerwehr.

So sind die Reime des Bürgermeisters Grünewald durch Karl Ludewig „bühnenreif" gemacht, mit Leben erfüllt und sind hier aus Dransfeld nicht mehr wegzudenken, wenn es gilt, Dransfelds Vergangenheit lebendig darzustellen.

Nun den Inhalt in kurzer Form dargestellt:
Nach Verleihung des Rechtes Hasen zu jagen, bereiten sich die Bürger trotz der winterlichen Kälte vor, auf dem Hohen Hagen die Hasen zu jagen. Dieses ist das erste jagdliche Erlebnis der Bürger, denen bis dahin die Ausübung der Jagd nicht gestattet war. So ist es verständlich, dass sowohl die Jagdausrüstung und auch die Kenntnisse über das Wild - hier insbesondere über den Hasen - nicht gerade mit heutigen Maßstäben zu messen sind. Es gab ja noch keine Lehrgänge und Jägerprüfungen; es gab allerdings auch nicht so reichlich Jäger, sondern nur Bürger, die nun ihr Recht auf Hasenjagd auszuüben gedachten.

Den Termin zum Sammeln und Abmarsch zur Jagd auf den Hohen Hagen verpasste der Müller Tönnes Bleis. Trotz aller Bedenken seines Weibes Jütte, die auf alle möglichen Gefahren hinweist, zieht der Müller allein hinter der Jagdgesellschaft her - bewaffnet mit einem Distelstecker, bekleidet gegen die Kälte mit dem Pelz seines Weibes, das Haupt mit einer Dachsmütze bedeckt. Sein Aussehen erschreckt bereits bei seinem Marsch zum Hohen Hagen zwei Meenser Bauern, die seinen Weg kreuzen und entfliehen. Das hebt seinen Mut. Auf dem Hohen Hagen setzt er sich an einen Busch, um die Jagdgesellschaft zu erwarten. Hier zeigt sich ihm ein größeres Tier, welches er für die zu jagenden Hasen hält, und mit dem Mute des Einzelnen ergreift er dieses Tier am Halse, um es festzuhalten.

„...ach je zittermaje, dat is en Hose, ach nä en Räh. Ach, dat is go gries, hätt twei lange Ahren, und sau chrot as en Rind von anderthalv Jahren. Wenn dat jetzt kümmt un deut meck anneruken, werd et meck ok chleik verslucken. Over es hät lange Ahren, kucke da, dat is en grot Hose ja, den hewwet miene Nowers annedriewen, met den maut eck meck jetz in Brangen chieben.

Int Chras wärt eck süst beiten möten, wenn eck ühn nich chleik dau non Koppe schreipen. Will häten, frett oder starw, ower min Läben is nich wert ne Scharf. Luie, freie Luie, Mordio, hei her, jei Nobers, dei Hose is do"

(Die Begegnung des Müllers mit dem „Hasen“). Auf sein Rufen kommen die Dransfelder herbei - und zwar verwundert über die Größe des Hasen - aber froh, gleich einen so starken Hasen gefangen zu haben. Sie beraten: „...eff sei ne wolln schlachten, eff sei ne wolln braten." Auch werden Zweifel geäußert, ob der Hase nicht doch vielleicht ein Reh sei? Der Müller Bleis zerstreut aber auch diese Zweifel: „...Wenn du wert sihn ein Weiemann, mus tu den Kop recht schauen an, dah kan man dei Gedehrte kennen an, besüh den Kop, du schlimme Trop, is dat nich ein recht Hasenkop?" Das Verhängnis naht durch erscheinende Göttinger Bürger, die bisher nur allein das Recht hatten, Hasen zu jagen. Sie bestreiten den Dransfeldern ihr verliehenes Recht. Es kommt zum Handgemenge - und da die Dransfelder zahlenmäßig stark unterlegen sind-, müssen sie der Übermacht weichen und außerdem die Jagdbeute an die Göttinger abgeben. Der Müller, der seine Beute nicht freiwillig herausgeben will, wird niedergestoßen und geschlagen.

Der Müller Bleis:
„Hülpe freie Luie, wat will dat wärn, Eck maut he starwen upp der Ähren." „Ach, meine Tunge vertruiget meck sehr, bringet meck en Droppen Warter her. Erfrischet meck meine Tunge, dei ist welk, jei kreiget noch von Hosen en Dröpken Melk. Un cheitet dat  in meinen Mund." Sie gehen hin und melken den Hasen, er ruft „Bringet her en Droppen Hasenmelk, ach, wat werd meck dat Harte welk." (Kälber Org gibt ihm zu trinken.) Schnell beginnt der Gesundungsprozess. „Ach, Hosenmelk, dau leiwe Saft, dau bringest meck wer en bettchen Kraft." Dank der „Hasenmilch" kam der Müller wieder zu Kräften, die Göttinger aber zogen mit dem „Hasen" ab nach Göttingen, wo sie den „Hasen", der sich als Esel entpuppte schlachteten und aßen. Seit dieser Zeit nennt man die Göttinger „Eselsfresser" und die Dransfelder „Hasenmelker".


Verantwortlich für den Inhalt: Friedel Rehkop, Dransfeld
Herausgeber: Verkehrs- und Verschönerungsverein Dransfeld e.V.
Quellennachweis: „Die Dransfelder Hasenjagd“ 1974 von Joachim Jünemann, Dransfeld

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